Projekte 2010–20

von 26.01.2021 bis 10.04.2021


 

Wolfgang Vollmer
Projekte 2010 – 2020

Henry Rox
Fotografien 1935 – 1955

Wolfgang Vollmers Arbeiten beschäftigen sich mit dem Medium Fotografie in vielfältiger Weise. Es geht ums Sammeln, Recherchieren, Neubewertung und Wiederholen, weniger um das Aufnehmen und Festhalten einer bestimmten Szene. Wolfgang Vollmer untersucht die medienimmanenten Bedingungen, löst die scheinbaren Selbstverständlichkeiten auf und baut sie dann kontrolliert neu wieder auf. Fotografie ist hier die Frage nach Realität, Wahrnehmung und künstlerischer Subjektivität.
 
Meisterwerke der Fotografischen Kunst - Die Sammlung Vollmer
stellt eine museale Kollektion bekannter Fotografien vor. Die vermeintlich bekannten originalen Meisterwerke verwirren bei genauerer Betrachtung und zeigen eine Mischung aus ironischem Zitat und liebevoller Hommage. Die Frage nach dem Original, der Einordnung in den Kunstmarkt und der Wertschätzung von Fotografie wird neu verhandelt.

Doch das ganze Unternehmen würde sich, nachdem die verblüffende Wirkung vorbei ist, in einem mehr oder minder vordergründigen Witz erschöpfen, wenn die Fotokünstler nicht Originalfotografien nach Originalfotografien hergestellt, also eine fadenscheinige Behauptung – keine Legitimierung! – durch bloße Verdopplung ad absurdum geführt hätten. Sie haben der ‚zweiten‘ Wirklichkeit der Fotografie, die sich auf die ‚erste‘ Wirklichkeit der empirischen Erfahrung bezieht, eine ‚dritte‘ Realität hinzugestellt, die sowohl durch die ‚erste‘ als auch durch die ‚zweite‘ konditioniert ist.
Damit gelangt jene Einsicht zu ihrem Recht, wonach kraft unserer Erkenntnisstandes eine ganzheitliche Sicht der Wirklichkeit nicht möglich ist, nicht einmal eine der Bilder, die Teile von ihr reproduziert haben. Jedes Bild der Realität ist ein fragmentarisches Bild, ein Bild das seine Bestimmung als ‚Entwurf‘ der Wirklichkeit grundsätzlich nicht zu verleugnen vermag. ‚Denn der moderne Mensch hat ein fragmentarische, keine ganzheitlich Anschauungsweise.‘ (Virilio).

© Kunstforum, Bd.84, 1986; Dokumentation Inszenierte Fotografie Teil II (Hrsg. Von Klaus Honnef), S.128.


überlebt.
Fotografie ist hier die Befragung der eigenen Vorbilder, der ungewollten und gewollten Begleiter. Welche Rolle, welche Bedeutung haben die Personen, die in irgendeiner Form das eigen Leben begleitet, bestimmt und beeinflusst haben. Die persönliche Darstellung gibt dem Fotografen Raum für eine Aufarbeitung und Relativierung.

Der Last des grenzenüberschreitenden Neuen, des vielleicht perfekten Konzepts, dem Endpunkt aller Kunst gar, muss sich heute kein Werk mehr unmittelbar stellen und doch hallt diese Forderung nach, während die einst unerhört wirkenden Verweise in der frühen Postmoderne heute eher wie Werkzeuge erscheinen, derer man sich bedient. Doch weit lauter spricht noch das große Ich der Moderne aus der Kunst. Selten sah ich es so dezidert zugleich witzig und melancholisch repräsentiert wie in Wolfgang Vollmers Ausstellung "überlebt." [ … ] Es ist ein Reigen des Todes, oder nein, eigentlich des überlebt habens, [ … ] Was im ersten Moment als garstig erscheint, erweist sich in den meisten Fällen als das Gegenteil.
Die Auswahl lässt darauf schließen, dass Vollmer einen großen Teil der Dargestellten würdigt, bewundert vielleicht. Er relativiert nicht sie, sondern sich, der zwar optisch mitunter frappierend ihre Pose einnehmen kann, aber trotz einer eigenen, erstaunlichen Vita als (meist) fotografierender Künstler, Sammler und Kenner der Fotografiegeschichte, bleibt seine Pose Tribut und Anmaßung zugleich. Er misst sich, wo er um seinen eigenen Platz weiß und manch trauriger, ernster Blick aus den Bildern hängt einem nach.
Das große Ich wird zu einem kleinen. Aber nicht nur dies, sondern es gewinnt Gestalt, statt sich nur im White Cube selbst zu behaupten und dies heutzutage doch nie so eindeutig zu dürfen, wie etwa ein Popstar, berichtet Vollmer auch von den Ichs, die in ihm sind, ihn auf diese oder jene Weise beschäftigen, vielleicht prägten. [ ... ]
"
( © Oliver Tepel, www.koelngalerien.de, 2017)
 
Henry Rox
Der nahezu vergessene deutsch-amerikanische Künstler, Bildhauer und Fotograf Henry Rox (1899-1967) wird erstmals in einer eigenen Publikation geehrt – der Henry Rox Revue. Seine fotografische Erfindung der lebendigen Früchteskulpturen bildet die Verbindung zwischen den surrealen Experimenten Man Rays, den Transformationen der Popart und den ironischen Wertverschiebungen von Fischli und Weiss.

Im Fotohof archivVADEMECUM
Die Sammlung Vademecum zeigt über 1000 originale analoge Amateurfotos, verteilt auf 46 Einzelkartons. Nach technischen Bedingungen, Themen oder Attributen sortiert wird in dieser Zweitverwertung das Arbeitsfeld der Fotografie deutlich. Die Zergliederung und Konzentration macht die Bedingungen des Mediums fassbar. Darüber hinaus vermittelt es das klassische Fotobild, das jeder aus der eigenen Erfahrung mit privater Fotografie kennt. Beispielsweise: Zimmerpflanzen, Weihnachten, Blick aus dem Fenster oder Bild im Bild.


HENRY ROX REVUE
Annäherungen an ein fotografisches Werk

Die Henry Rox Revue verbindet artistische Meisterleistungen zwischen Akrobatik, Musik und Tanz mit Skurrilitäten des Alltags - Unmögliches ist hier in einmaligen Fotografien festgehalten. Henry Rox` fotografische Bildwelt ist eine verrückte Revue mit hintergründigem Witz und launigem Charme. Sie spielt mit Verkleiden und Parodieren und lebt von einfachen wie gleichermaßen phantasievollen Arrangements und Inszenierungen, in denen er unterschiedlichste Rollen mit diversen Früchten und Gemüsen als Hauptdarsteller besetzt. Die wenigen Dokumente, Fotografien und Hinweise auf Henry Rox` Arbeiten sind auf viele Archive und Sammlungen in Amerika und Europa verteilt. Eine umfassende Veröffentlichung, eine ausführliche Einordnung seiner Arbeiten hat es bisher nicht gegeben - Henry Rox (*1899 Berlin - †1967 South Hadley, MA)  ist ein vergessener Künstler aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Mit der Ausstellung im Fotohof - und einem begleitenden Buch - gelingt Wolfgang Vollmer eine überraschende Wiederentdeckung einer beeindruckenden künstlerischen Position.

Bei einer Suche im Internet nach anthropomorphen Bildmotiven ließ ich mich von einer Intuition leiten und stieß auf ein überraschendes Foto: ein Elefant, komplett aus einem Bund Karotten gebildet. Ich kaufte das Bild. Nun hatte ich einen Namen, Henry Rox, und ich suchte weiter, sammelte seine Fotografien, dann seine Bücher und erfuhr immer mehr über sein Leben und seine Kunst. Meine Recherchen, nicht nur im Internet, sondern dann im Verlauf auch vor Ort in Archiven in South Hadley (Massachussetts), Glasgow, Berlin und Marbach erbrachten immer mehr Bilder - und schließlich die bemerkenswerte Geschichte eines Künstlerpaares aus Berlin. Henry und Lotte Rox wurden auf Grund ihres jüdischen Glaubens bedroht und verfolgt, mussten 1934 Deutschland verlassen und versuchten in Amerika eine neue Existenz aufzubauen.
Wolfgang Vollmer


zur Ausstellung in der FOTOHOF edition erschienen:

Henry Rox Revue

Wolfgang Vollmer
Henry Rox Revue
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Die Presse Schaufenster
"Bissfeste Bilder", 22.01.2021
PDF hier ansehen
 
Salzburger Nachrichten
"Türme fliegen wie Ufos", 05.02.2021
auf Pressreader.com lesen
 
Drehpunkt Kultur
" Ironisches Zitat und liebevolle Hommage", von Hildegund Amanshauser
hier lesen
 
buch logo Publikationen:
Henry Rox Revue
FOTOHOF edition, 2020
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