OVERSEAS

Eröffnung: Sunday, June 13, 11 pm
Von 13.06.2004 bis 29.07.2004
Öffnungszeiten: MO-FR 3-7 pm, SA 10 am-1 am
Ausstellungsübersicht, Roger Palmer

Waterloo, 2001
Silver gelatine print
 

Die Ausstellung versammelt eine Auswahl von Fotografien, die in den vergangenen Jahren in unterschiedlichen Kontinenten aufgenommen wurden. Alle Bilder sind in ehemaligen britischen Kolonien entstanden, wobei die Angaben zum jeweiligen Aufnahmekontext bewusst vage gehalten werden. Denn prinzipiell steht hier im Vordergrund, was diese Orte unabhängig von ihrer unterschiedlichen geographischen Lage und kulturellen Entwicklung verbindet, nämlich ihre koloniale Vergangenheit, die sich auf vielfältige, aber durchaus vergleichbare Weise in Palmers Bilder eingeschrieben hat.

Der Blick des Künstlers sucht nach ganz spezifischen Zeichen und Konstellationen entlang der Nahtstellen von kolonialer Vergangenheit und unmittelbarer Gegenwart. Häufig konfrontiert uns Roger Palmer mit Aufschriften oder Schriftzeichen, die ihm kulturell vertraute Fährten in einer fremden Umgebung auslegen. Das Gefundene wird fragmentiert und durch den Blickwinkel kommentiert. Tendenziell bleibt Palmer auf Distanz zu seinem Motiv. Der demoliere Lattenzaun mit dem Wortfragment „Now“ in der Fotografie „Waterloo“ hebt sich in brutaler Schärfe und kontrastreichem schwarz/weiß gegen die weichen Grautöne der Landschaft im Hintergrund ab. Die optischen Barrieren, durch die Palmer diese Orte betrachtet, problematisieren sowohl den Standpunkt des Fotografen als Vertreter der Kultur dieser ehemaligen Kolonisatoren als auch das Ineinandergreifen von kolonialer Machtausübung und indigener Kultur. Roger Palmer führt in seinen Fotografien beide Kontexte auf behutsame Weise zusammen und blendet sie ineinander.

Bei der Finissage am 29. Juli, 19.00 Uhr wird die in der Fotohf edition herausgegebene Monografie: Roger Palmer – Overseas, Fotohof edition 2004, Band 46, ISBN 3-901756-46-9, € 36,- Hardcover, Echtleineneinband, Schutzumschlag, 24 x 29 cm, 80 Duoton-Abbildungen, 176 Seiten, Auflage 1500 präsentiert. Das Buch zeigt einen Überblick der Landschaftsfotografien des Künstlers seit Mitte der 70-er Jahre. Im Mittelpunkt steht sein gleichnamiges Projekt (1995-2004), das Fragen des Kolonialismus behandelt. Es sind die Bilder von alltäglichen Orten und deren Repräsentation in öffentlichen Sphären, denen der Fotograf in Australien, Griechenland, Großbritannien, Guyana, Indien, Irland, Kanada, Lesotho, Malaysia, Namibia, Neuseeland, Südafrika, Surinam, Tansania, Trinidad und Tobago, Uganda und den Vereinigten Staaten von Amerika nachspürt. Parallel dazu entwickelt der südafrikanische Schriftsteller Ivan Vladislavic in seinem Text „City Centre“ Kurzgeschichten, die sich in ihrer Stimmung an den Bildern orientieren, ohne sie interpretieren zu wollen.