Maya Rochat_Philippe Gerlach - Seiichi Furuya

von 28.09.2012 bis 17.11.2012

Philippe Gerlach - ohne Titel
 

Ausstellungseröffnung:  27.09. 2012, 19:00 Uhr
zu den Ausstellungen spricht: Martin Hochleitner (Salzburg Museum)

Ausstellung:
Maya Rochat_Philippe Gerlach "a_nervous_system"
Seiichi Furuya "Mémoires 1978-1988"

Ausstellungsdauer: 28.09. - 18.11.2012

 

Maya Rochat_Philippe Gerlach – a_nervous_system
 
Sowohl Maya Rochat wie auch Philippe Gerlach interessiert die Fotografie als Ausdrucksmedium für das Lebensgefühl einer jungen Generation. Dabei beschränken sie sich nicht nur auf die Rolle des von außen Beobachtenden, sondern interagieren mit Menschen und Orten.
 
Philippe Gerlach sieht den fotografischen Akt als einen Prozess der Interaktion. „Ich möchte so nah wie möglich an der Realität bleiben, etwa wie beim Tagebuchschreiben, aber natürlich kommt mit der Fotografie immer ein Element von Inszenierung mit ins Spiel. Ich verwende möglichst unauffällige Kameras, die die Beziehung zwischen den Beteiligten nicht stören sollen.“ 
Gerlachs Bildwelten umspannen die intime Porträtstudie als Ausdruck einer besonderen Beziehung (etwa in der Serie Gosia) bis zu der Serien wie die Bilder aus Punkerszene  in der deutschen Provinz. 
 
Maya Rochat arbeitet assoziativ in größeren Bildzusammenhängen mit stark symbolistisch aufgeladenen Inhalten. Immer ist eine schonungslose existenzielle Perspektive die Voraussetzung für ihre Bildfindungen. Rochat arbeitet etwa in ihrer Serie, die sie an Anlehnung an ein Brecht-Zitat Es stinkt der Mensch solang er lebt betitelt, an einem Gegenentwurf zu gängigen mediale Bildklischees eines genormten Menschen- und Schönheitsbildes. 
 
Bei Rochat wie bei Gerlach wird das eigene Leben mit den Mitteln der Fotografie autobiografisch reflektiert. Unter dem gemeinsamen Titel „ a_nervous_system“  verschränken sich beider Arbeiten zu einem Dialog, können aber als Einzelpräsentationen gelesen werden. In ständiger Absprache haben Rochat und Gerlach eine spezielle gemeinsame Installation für den Fotohof entwickelt, die sie als nervous system sehen: 
„a_nervous_system - wir betiteln unsere Arbeit mit dieser Doppeldeutigkeit, weil wir in einer nervösen Empfindlichkeit gegenüber der Umwelt unsere Gemeinsamkeit sehen. Wir lassen uns nicht allzu viel Zeit mit der Ergründung unserer Motive (Schnappschuss) aber wir überhöhen sie später mit unserer eigenen Empfindung. Und wir sind beide interessiert an Ungleichgewichten, Fehlern, Kratzern, Schuppen...
Wir zeigen im Fotohof ein Nervensystem, das gerade noch in der Balance ist, aber schon wackelt. Der Bildschirm flackert und der Horizont kippt.“
 
Maya Rochat ist 1985 in Morges (CH) geboren und Absolventin der HEAD – Haute école d’art et de design (Genf) und der ECAL – école cantonale d’art de Lausanne. Sie lebt und arbeitet in Genf und Lausanne. 
 
Philippe Gerlach ist 1982 in Grenoble (F) geboren und in Deep River (CAN), Kiel (D) und Burghausen (D) aufgewachsen. Er ist Absolvent der Kunstuniversität Linz und hat bei Nick Waplington in London assistiert. Er lebt und arbeitet in Linz und Berlin.
 
 
 
Seiichi Furuya – Mémoires 1978-1988 
 
Seiichi Furuyas weltweit anerkanntes fotografisches Werk setzt sich wie wenig andere mit  einer solchen Beharrlichkeit des Erinnerns in Bildern auseinander. Immer wieder greift er auf sein großes Archiv an Bildern zurück, das er in den gemeinsam verbrachten Lebensjahren mit seiner früh verstorben Frau Christine in den Jahren von 1978 bis 1988 angelegt hat. So sind unter dem gemeinsamen Titel „ Mémoires“ seit 1989 fünf Bücher des Fotografen erschienen, die im Andenken an seine Frau entstanden sind. 
 
Die Bibliotheksausstellung im Fotohof thematisiert das erste, 1989 bei Camera Austria in Graz erschienene Künstlerbuch „Mémoires 1978-1988“, das auch gleichzeitig als Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des damals knapp 40-jährigen Fotografen in der Neuen Galerie Graz diente.
 
Vier Jahre nach dem Freitod von Christine Furuya-Gössler entfaltet sich hier eine öffentlich zur Schau getragene Erinnerungsarbeit in Form von tagebuchartigen Fotoszenarien, deren Spektrum von allgemeinen Bildern eines kurzen Familienglücks mit dem gemeinsamen Sohn Komyo Klaus bis hin zu den schonungslosen festgehalten existenziellen Momenten eines ausgeprägten Individuums reicht.
Buch und Ausstellungsinstallation wird jeweils als eigenes Format und als offener Prozess begriffen, der im Laufe der letzten 20 Jahre zahlreiche überraschende Varianten hervorgebracht hat. Für die Bibliothekswand entwirft Seiichi Furuya nochmals eine Replik auf das legendäre erste Buch, das so einer weitern Überprüfung durch den Künstler unterzogen wird.
 
Seiichi Furuya: Mémoires 1978 – 1988. Mit Texten von Monika Faber, Werner Fenz, Christine Frisinghelli, Wilfried Skreiner. Graz: Edition Camera Austria / Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum 1989.
 
Seiichi Furuya geboren 1950 in Izu, Japan.1966 – 1969 Architekturstudium in Numazu; 1970 – 1972 Studium der Fotografie am Tokyo Polytechnic University. Lebt und arbeitet in Graz.

www.furuya.at